Stand: 29.09.2025 11:27 Uhr
Beleidigungen gegen seine Ehefrau, ein Becherwurf, Polizisten mit Hunden – und das beim Golf. Rory McIlroy vom siegreichen Team Europa ließ nach dem Ryder Cup in den USA Dampf ab.
Umgerechnet 640 Euro haben Tickets für den Ryder Cup gekostet. Nicht im Paket für drei Tage, sondern für einen. Der Glaube, solche Tickets würden nur von Menschen gekauft (werden können), die keine gefüllten Getränkebecher nach anderen Menschen werfen, erwies sich auf der Golfanlage des Bethpage State Parks auf Long Island im US-Staat New York als Irrglaube.
Der Glaube, das Publikum beim Golf sei generell fair und zurückhaltend, wird beim Ryder Cup alle zwei Jahre als Irrglaube entlarvt. Der traditionsreiche Wettbewerb ist viel aufgeladener und rauer als etwa die Majorturniere, bei denen allerdings die ärgsten Kontrahenten von Lokalmatadoren auch schonmal zu spüren bekommen, dass Fairness an einem gewissen Punkt abgelegt werden kann.
Grenzen überschritten
Beim Ryder Cup 2025 wurden die Grenzen, die mit einem rauen Ton noch so gerade eingehalten werden, überschritten. Das sah auch der Veranstalter so, daher hatte er etwa Europas Topgolfer Rory McIlroy und dessen Ehefrau Erica Stoll von Polizisten mit Hunden begleiten lassen.
„Ich wünschte, sie hätten die Hunde losgelassen“, sagte McIlroy am Sonntagabend Ortszeit. Da hatte er den ersten Part der Siegesfeier schon hinter sich, und daher war die Aussage auch als Scherz zu erkennen. Wäre den US-Amerikanern am letzten Tag aber nach nahezu aussichtslosem Rückstand noch eine erfolgreiche Aufholjagd gelungen, wer weiß, ob er die selben Worte nicht auch ernsthaft in den Mund genommen hätte.
US-Golfer gibt zu: „Es wurden definitiv einige böse Dinge gesagt“
Die Beleidigungen, die er und seine Frau, die ihn am Samstag über den Kurs begleitete, zu hören bekommen hätten, seien „nicht akzeptabel“ gewesen, so der Nordire. Das gab auch ein unterlegener Gegner zu. „Es wurden definitiv einige böse Dinge gesagt“, gab Justin Thomas zu, um zu relativieren: „Ich glaube nicht, dass irgendjemandes Sicherheit in Gefahr war.“
Lachen nach dem Sieg: Rory McIlroy und seine Ehefrau Erica Stoll
Das war Auslegungssache, denn ein von golf.com bei Instagram verbreitetes Video zeigt, wie ein gefüllter Getränkebecher knapp am Kopf von Erica Stoll vorbeiflog. Ob es die Absicht des Werfenden war, die Ehefrau McIlroys zu treffen, ist offen.
Seine Frau sei den Attacken, auch den verbalen, mit „Klasse, Haltung und Würde“ entgegengetreten, sagte der Zweite der Weltranglistenliste, der sich schon während der Runde am Samstag mit den Fans angelegt und eine obszöne Geste gezeigt hatte. Sie sollten die Schnauze halten, sagte McIlroy, nachdem er in seinen Ausholbewegungen gestört worden war.
Shane Lowry, der beim 15:13-Sieg der Europäer für den entscheidenden halben Punkt zur erfolgreichen Titelverteidigung gesorgt hatte, sagte über Erica Stoll: „Es ist unglaublich, was sie da draußen aushalten musste und wie sie dennoch ihren Mann und das Team unterstützt hat.“
Selbst Donald Trump klingt nach Versöhnung
In zwei Jahren wird der Ryder Cup in Lowrys Heimat Irland ausgetragen: „Das wird ein bisschen schöner sein, als hier zu spielen.“ Im Gefühl des Sieges gönnten sich die Europäer eine Spitze gegen den Mann, der nahezu täglich Grenzen überschreitet, die noch vor Monaten als zementiert galten. „Schaust du zu, Donald Trump?“, sangen die siegreichen Golfer.
Die Antwort des US-Präsidenten auf seinem Netzwerk klang so, als stehe selbst ihm der Sinn nach Versöhnung statt Spaltung: „Ja, ich schaue zu. Herzlichen Glückwunsch!“